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Bachkantaten 2023
Eine weniger bekannte Sicht auf Weihnachten
Universitätschor und Akademische Orchestervereinigung waren in der Stadtkirche zu erleben
Hans Lehmann
Jena. Sebastian Krahnert ist es zu danken, dass er mit dem Blick auf Weihnachten selten zu hörende Bach-Kantaten auswählte, die zudem wunderbare Blicke und Gefühle aus dem biblischen Geschehen offenbarten. Dabei die Solisten Elisabeth Rauch (Sopran), Annakathrin Laabs (Alt), Wolfram Lattke (Tenor) und Andreas Wolf (Bass). „Wachet! Betet! Betet! Wachet!“ ist zu nennen. Komponiert in Bachs Weimarer Zeit wurde das Stück 1723 noch einmal in Leipzig aktualisiert. Sehnsucht und Freude auf Christus klingen an, und im zweiten Teil die Versöhnung mit Christus: „Meinem Jesus lass ich nicht“.
Für die Solisten war es nahegehende Aufgaben, erst recht bei der Wiedergabe der Kantate „O Ewigkeit, du Donnerwort“, die am 7. November 1731 in Leipzig erstmals aufgeführt wurde. Zwiegespräch zwischen Alt und Tenor, über das menschliche Leben, besser gesagt Unwesen und Zuversicht, „mein großer Jammer bleibt danieder. Es ist genug“. Am Ende die bekannte Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Von den ersten Takten an stand das Konzert unter Krahnerts sensibler Leitung und bot ein wunderbares Szenario der Verkündigung abseits der bekannten Weihnachtskantaten. Die Akademische Orchestervereinigung präsentierte sich quer durch alle Orchesterregister in adäquater Form zu den Solopartien und dem Chor. Ein Dank für diese weniger bekannte Sicht auf Weihnachten.
Aus TLZ am 22.11.2023
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Hofoper 2018
Unter Zwielichtigen und Scheinheiligen
REZENSION „Der Barbier von Sevilla“ als Hofoper
Von Hans Lehmann
Jena. Zum Bedauern so manchen Opernfreundes sorgte das schlechte Wetter für die Variante in der Uni-Aula. Doch was da musikalisch und szenisch im wahrsten Sinne des Wortes zu erleben gewesen ist, war spannend und köstlich zugleich. „Der Barbier von Sevilla“ von Gioachino Rossini als eine Art Kammertheater voll zuweilen kabarettistisch wirkenden Flairs in der Inszenierung von Andreas Kindschuh, den man bisher als bedeutenden Gesangssolisten kennt. Unter der musikalischen Leitung von Sebastian Krahnert setzte bereits die Ouvertüre ein Zeichen vom hohen Niveau der Akademischen Orchestervereinigung. Doch was dann folgte, löste von Szene zu Szene Riesenbegeisterung aus, wenn es um Liebe, Egoismus, Intrigen und Verkleidungen geht mit der offenen und hintergründigen Präsenz vom Barbier Figaro, mitreißend von Andreas Kindschuh gesungen und gespielt. Dazu André Riemer (Tenor) als Graf Almaviva in wechselnder Verkleidung mit wunderbarem Timbre. Seine Geliebte Rosina (Jana Büchner, lyrischer Koloratursopran), die sich immer wieder gegen ihren Vormund Bartolo wehren muss, von Riccardo Di Francesco auf zuweilen höchst dramatische Weise dargestellt, zugleich Urbild der Stimmgattung Bass buffo. Axel Scheidig (Bass) in der zwielichtigen Rolle des Musiklehrers von Rosina, ein Scheinheiliger und die alte Dame Marzelline, Erzieherin im Hause Bartolos, gesungen von Antje Kahn. In kleineren Rollen Oliver Luhn, Peter Barth, Evgeny Bratovanov, Stefan Kruse und Christian Barth.
Was mit diesen Zeilen statistisch erscheinen mag, in der Ausweichspielstätte Uni-Aula eine Art hautnah zu erlebendes musikalisches Welttheater, Rossini der unverwechselbare Meister. Reich an Szenenapplaus und Ovationen am Ende für ein Kammertheater eigenen Reizes unter dem überzeugenden Dirigat von Sebastian Krahnert sowie Assistenz von Anne Hoff. Zugleich Anreiz, es sich bei gutem Wetter auf dem Hof noch einmal anzuschauen.
OTZ 26.6.18
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Hofoper 2017
Nach den ersten gelungen Aufführungen unserer diesjährigen Hofoper "Don Giovanni" soll hier bereits die Rezension aus der TLZ vom 19.6.2017 präsentiert werden.
Eine Symbolfigur über die Zeiten hinweg
Rezension: Mozarts Meisterwerk „Don Giovanni“ in Jenas Hofoper eindrucksvoll inszeniert
VON HANS LEHMANN
JENA. Als Sebastian Krahnert den Taktstock zur Ouvertüre zu „Don Giovanni“ hob, ahnte man noch nicht, dass die Premiere zur diesjährigen Hofoper an der Uni etwas ganz Besonders zu bieten hat. Diesmal mit Gästen der Hochschule für Musik und Theater Leipzig.
Bereits beim ersten Auftritt von Leporello gewahrte man, dass Matthias Oldag (Inszenierung, Bühne, Licht) neben dem Gesang sein Augenmerk auf die Körpersprache legt, wo man keine Kulissen braucht und als Zuschaue sofort mitgenommen wird, ob bei den einzelnen Paaren, insbesondere aber beim Agieren des immer wieder präsenten Leporello. Wer denkt dabei nicht im übertragenen Sinne an die gesellschaftliche Gegenwart, wenn es um menschliche und gesellschaftliche Beziehungen geht, Führung und Verführung, nur meinen wir klüger zu sein als bei der Uraufführung 1787 in Prag. Das Leipziger Ensemble auf Jenas Uni-Hof bewundernswert mit Frederik Tucker (Don Giovanni), Andreas Drescher (Komtur), Henrike Henoch (Donna Anna), Don Ottavio (Robert Pohlers), Donna Elvira (Carolin Schumann), Leporello (Ricardo Liamas Marquez), Masetto (Frieder Flesch), Zerlina (Ayda-Lisa Agwa) und der professionelle Opernchor der Leipziger Hochschule.
Die Akademische Orchestervereinigung der Schiller-Uni Jena unter Leitung von Sebastian Krahnert ein weiters Mal in bewundernswerter Form mit ihren Streichern und Bläsern sowie Pauken und Spinett. Das Ganze in italienischer Originalsprache, Deutsch eingeblendet. Nur im Finale ein sinnbildliches Möbel auf der Bühne als Tisch für das Fressgelage von Leporello und Don Giovanni, ehe es mit ihm zu Ende geht. Was, das sei nicht verraten.
Es lohnt, die weiteren Aufführungen am 19., 20., 22., 23. Oder 24. Juni zu besuchen. Die Leipziger haben alle Rollen doppelt besetzt und Zufall: Die erste Aufführung dieses weltberühmten Werkes in Deutschland haben die Prager nach der dortigen Uraufführung am 15. Juni 1788 in Leipzig geboten.
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Sinfoniekonzert 2017
Das diesjährige Sinfonieprogramm der AOV war wieder einmal musikalisch anspruchsvoll und vielfältig. Anknüpfend an die Wetz-Oper im letzten Sommer begannen wir auch dieses Konzert mit einem Stück von Richard Wetz – der Kleist-Ouvertüre. Das kraftvolle Musizieren war eine würdevolle und dramatische Eröffnung des Abends. Der mittlere Teil des Konzerts war durch leisere Töne geprägt. Das berühmte Klarinettenkonzert A-Dur von Mozart durften wir gemeinsam mit dem Weimarer Klarinettisten Thorsten Johanns zu Gehör bringen. Bereits die Proben mit ihm brachten Freude, denn Thorsten Johanns schaffte es, nicht nur seinen anspruchsvollen Part virtuos und leicht wirkend herüberzubringen, sondern auch uns musikalisch „anzustecken“ und mit ihm gemeinsam schöne Musik zu machen. Nach einer Konzertpause brachten wir dann noch die bekannte D-Moll-Sinfonie von Cäsar Franck zu Gehör. Das dreisätzige Werk bedurfte einer intensiven Probenarbeit, die sich letzten Endes aber bezahlt machte, sodass den Zuhörern drei Sätze eindrucksvoller Musik und differenzierten Zusammenspiels dargeboten werden konnte.
Die beiden Konzerte - am 29.1. in der Stadthalle Apolda sowie am 30.1. im Volkshaus Jena – waren sehr gut besucht und das Publikum würdigte die gelungenen Aufführungen mit viel Applaus.
Erfurter Komponist wiederentdeckt: Spätromantische Musik elementarer Wirkung
VON HANS LEHMANN
Mit der Aufführung der einaktigen Oper „Das ewige Feuer“ im vergangenen Sommer auf dem Uni-Hof wurde die Aufmerksamkeit auf den Komponisten Richard Wetz (1875-1935) geweckt. Sein lebenslanges Wirken vollzog sich hauptsächlich in Erfurt, das Lehramt an der Weimarer Musikhochschule inbegriffen. Es ist das Verdienst von UMD Sebastian Krahnert, sich um dieses Erbe zu kümmern, so auch im Sinfoniekonzert der Akademischen Orchestervereinigung, wo man als Eingangswerk die „Kleist-Ouvertüre“ op. 16 musizierte. Ein Riesenwerk, nicht nur von der Orchesterbesetzung her zu sehen. Die tragische Biografie des Dichters Kleist war für Wetz Anlass, ein Opus packenden Geschehens zu komponieren. Innerer Dramatik bietend, aber auch spätromanische Klänge bei ständig wechselnden Ereignissen, sozusagen eine sinfonische Dichtung. Für die AOV eine Riesenaufgabe. Sieht man von wenigen Unebenheiten der Intonation ab - die aber kaum ins Gewicht fielen- diese Wiedergabe löste Begeisterung aus und weckte Neugier auf Weiteres, ganz gleich welchen Genres. Das Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622 von Wolfgang Amadeus Mozart zählt ohnehin zu den Glanzstücken aus seiner Feder. Wenn dann ein solch ausgezeichneter Klarinettist wie Thorsten Johanns den Solopart gestaltet, dann wird einem erneut bewusst, wie sich in unseren Zeiten das Instrumentalspiel, was Virtuosität und Klang betrifft, weiter entwickelt hat. Virtuose Eleganz quer durch alle Register von den Tiefen bis in die Höhen. So gedieh unter dem sensiblen Dirigat von Sebastian Krahnert eine Wiedergabe bis ins feinste Pianissimo. Es ist Mozarts letztes Solokonzert kurz vor seinem Tod. Wer denkt beim wunderbar liedhaften langsamen Satz nicht an ein Abschiedslied. Der Beifall nahm kein Ende. Thorsten Johanns dankte mit der Zugabe des 1. Satzes der „Jüdischen Suite“ von Yevgen Orkin, eindringlich in der beinahe Zweistimmigkeit von Grundbass und Melodie. Zum krönenden Abschluss des Sinfoniekonzertes gedieh die Sinfonie d-moll von Cesar Franck. Im Kontext zu allem Vorangegangenen gewahrt man seine Reflexion des damals sinfonischen Zeitgeistes um 1889, ein Jahr vor seinem Tod. Man wird Zeuge eines musikalischen Rundganges mit beeindruckenden Motiven, schlicht beginnend und sich öfter stürmisch aufbäumend. Er bleibt den Grundthemen durch alle Sätze treu bis zum lösenden Finale, wobei der 2. Satz neben dem Lyrischen auch eine Art Scherzo bietet. Im Programmheft ist der Komponist an der Orgel sitzend zu sehen. Musikfreunde unserer Tage kennen so manchen bedeutenden Organisten, der beim Improvisieren wohl ähnlich zu Werke geht, wie Franck damals. Alles in Allem: ein bedeutender Konzertabend, zugleich Visitenkarte der AOV, dem Liebhaberorchester der Universität und seinem Dirigenten. Die Begeisterung im Volkshaussaal entsprechend.
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Hofoper Sommer 2016
Hofoper des Sommers 2016 erfolgreich bewältigt, alle Aufführungen konnten in voller Länge open-air genossen werden.
Auszug aus der TLZ vom 20.06.2016 zur Aufführung der Hofoper:
Der Jenaer Bach und Erfurter Wetz
Hofoper überrascht mit Wiederentdeckung
VON HANS LEHMANN
JENA. Die Premiere der diesjährigen Aufführungen der „Hofoper“ auf dem Universitätshof sorgte für Neugier, denn wer kennt „Das ewige Feuer“ von Richard Wetz.
Es begann mit einem Kontrast. Bereits beim Eintritt bekamen die Besucher anhand des Treibens auf dem Hof etwas vom Flair des Lebens in Jena vor über 250 Jahren mit, ehe „Der Jenaische Wein- und Bierrufer“ von Johann Nikolaus Bach, Cousin Johann Sebastian Bachs, in Szene ging. Die Geschichte vom Leben der neuangekommenen Studenten auf Herbergssuche, dem rechthaberischen Gastwirt und dem Jenaer Faktotum, dem Wein- und Bierrufer, wird zum köstlichen Kammertheater mit mancherlei urkomischen Episoden. Musikalisch fundiert durch eine Kammerbesetzung von Streichern, Blockflöten und UMD Sebastian Krahnert am Spinett. Michael Mehnert (Johannes), Meinhardt Möbius (Caspar), Christoph Pfaller (Monsieur Clemon) und Thomas Riede (Monsieur Peter) sorgen gesanglich und darstellerisch für eine überzeugende Wiedergabe, wo es zu recht mit dem Fazit endet: „In Jena geht es wunderlich, das weiß die ganze Welt“.
Nach der Pause hierzu ein Kontrast ungewohnten Formates: die Oper „Das ewige Feuer“ von Richard Wetz (1875-1935), einem vielseitigen Musiker, der die letzten Lebensjahrzehnte in Erfurt und Weimar als Komponist, Dozent und Chordirektor seine Spuren hinterlassen hat. Die Oper 1907 in Düsseldorf uraufgeführt und 1911 zweimal in Erfurt, sorgte nun auf dem Hof der Universität für Staunen. Bereits das großartige Bühnenbild (Hendrick Kürsten), dieser gewaltige Eisberg mit der glühenden Feuerhöhle, und die riesig besetzte Akademische Orchestervereinigung einschließlich zweier Harfen unter der Leitung von Sebastian Krahnert sorgten schon rein optisch für Neugier.
Was dann in Regie von Reinhard Schwalbe über die Bühne ging, es vermochte das Publikum zunehmend zu fesseln. Die Geschichte von Ariowald (Andreas Kindschuh), dem Hüter des Heiligtums, seiner Tochter Gana (Elisabeth Rauch), die eingeschworen sein Amt übernehmen soll und Fürst Sigimar (Fritz Feilhaber), der insgeheime Geliebte von Gana, nimmt ihren Lauf. Gana weigert sich in dieser quasi strengen, einer nicht mehr zeitgemäß empfundenen Liturgie, weiter zu wirken. Sigimar vom Konflikt mit seinem machtgierigen Bruder um die Amtsnachfolge betrogen, findet mit den Worten „zum Licht geleite ich dich“ Wege zu neuer Hoffnung, zu einem neuen Glauben. Gana hatte zum Entsetzen des Vaters das ewige Feuer gelöscht, er bleibt verzweifelt zurück. Was hier so simpel erscheinen mag, musikalisch vollzieht sich ein Musiktheater im klanglich spätromantischen Kolorit, wo man sowohl von den Gesangspartien als auch die Orchesterdetails zunehmend in Bann gezogen wird.
Diese Wiederentdeckung des Erfurter Meisters Richard Wetz hat sich gelohnt.
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Hofoper Sommer 2015
In einer wunderbaren Zusammenarbeit mit den Musikern der Leiziger Musikhochschule konnten wir 5 spektakuläre Aufführungen vor meist ausverkauftem Hof über die Bühne bringen. Nachstehend finden Sie die Rezension der Premiere aus der TLZ vom 29.06.2015.
Den „Freischütz“ ein bissel geduscht
Romantische Oper anders als gewohnt von Hans Lehmann
Jena. Mit der Inszenierung von Webers „Der Freischütz“ unter der musikalischen Leitung von Sebastian Krahnert im alljährlichen Angebot der zur Tradition gewordenen Hofoper vermochte man soeben Zeichen zu setzen; Nachdenken ist angesagt. Denn in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelsohn Bartholdy“ übernahm man deren diesjährige Inszenierung begleitet von der Akademischen Orchestervereinigung der FSU (AOV).
Über die Zeiten gilt der „Freischütz“ ohnehin nicht mehr nur ein Volksstück im Spiegel sozialgesellschaftlicher Konflikte in Nachkriegszeiten; es war vielmehr für Regisseur Matthias Oldag eine Gelegenheit, analytische Blicke in die Gegenwart zu werfen. Wenn er augenscheinlich bei der Bevölkerung unter alliierter Präsenz in der Nachkriegszeit beginnt und Samiel als despotischen Hauch von Besserwissen bis zum Schluss immer wieder auftauchen lässt, kommt man ins Nachgrübeln. Ganz abgesehen von manch aufleuchtendem Detail geht Musiktheater pur über die Bühne!
Das Sängerensemble in seiner künstlerischen Geschlossenheit spricht für das Leipziger Ausbildungsniveau, wobei die AOV das musikalische Fundament solistisch und im Gesamtklang zu setzen weiß – und das als Liebhaberorchester! Aus dem bewundernswerten Ensemble von Sängerdarstellern und Choristen seien stellvertretend genannt: Johannes Pietzonka (Fürst Ottokar), Johannes Leuschner (Erbförster Kuno), Elisabeth Rausch (Tochter Agathe), Anne Petzsch (Ännchen), Kaspar (Ricardo L. Marquez), Eremit (Andreas Drescher), Bauer Kilian (Arvid Fagerfjäll), Samiel (Fanny Lustaud) und die Brautjungfern (Ayda-Lisa Agwa, Natalja Cantrak, Henrike Henoch, Clara Zepeda). Besonders bewegend die Auseinandersetzungen zwischen Ännchen und Agathe.
Die Natur griff ein
Die „Wolfschlucht“ – zu allen Zeiten ein Höhepunkt. Da leuchten bühnenbildnerisch Stimmungen aus der Unterwelt auf, wie wir sie von italienischen oder niederländischen Malern kennen. Wer denkt beim Jungfernkranzquartett nicht an eigene Erinnerungen vom Üben eines Liedes? Und dann das letzte Bild einer Entscheidung über die Zukunft des Ehekandidaten Max, rotes Parteitagsambiente von ehedem und vielleicht auch heute, nur mit dem Unterschied, dass der spitzbärtige Obere fehlte, um zu sagen: „Niemand hat die Absicht, den Max zu verdammen“.
Doch das hatte Matthias Oldag nicht im Sinn, unerwartet und doch wirkungsvoll griff die Natur ein, es fing an zu regnen und so erlebten die Theaterbesucher der ausverkauften Premiere den versöhnenden musikalischen Schluss in der Aula, wo das menschliche Zueinander und Gleichberechtigung siegen. Ein Orkan von Beifallsstürmen folgte.
Wer es komplett erleben will bei hoffentlich gutem Wetter, sollte es sich ansehen. Im Nachhinein gibt es Gesprächsstoff zur Genüge, musikalische und darstellerische Leistungen unangefochten, noch dazu, wo einige Hauptrollen doppelt besetzt sind.
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